Umzug nach BC Teil I

Die Fahrt nach BC verlief erstaunlich ereignislos. Meine beiden Mitfahrer waren sympathisch und unterhielten sich rege. Die Themen rangierten von Musik, über kulturelle Stereotypen und Vorurteile Geflüchteten gegenüber, bis hin zu Rippchen von Babyschweinen, und einer meiner Mitfahrer benutzte mehrfach den Ausdruck "BC". Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, dass "BC" für "Berlin City" steht. Ich beteiligte mich ab und zu an der Unterhaltung, allerdings war mein Hauptaugenmerk auf den Verkehr gerichtet.
Es gab keinen Stau und ich schaffte es mich nicht zu verfahren, wie es mir sonst doch des öfteren gelang. An der Wohnung angekommen wartete schon mein erster Umzugshelfer. Zur großen Enttäuschung seinerseits erfuhr er recht schnell, dass meine beiden Fahrgäste, die aus dem Transporter stiegen, nicht zum helfen bleiben würden. Dafür kamen kurze Zeit später die anderen beiden Helfer am Treffpunkt an.
In der Wohnung selbst lief es dann doch etwas chaotischer ab, als ich erhofft hatte. Ich hatte weniger Zeit, um die Sachen in meinem zukünftigen Zimmer unterzubringen, als erwartet. Auch hatte ich weniger Platz für meine Sachen als erwartet. Teils wegen eines Missverständnisses, teils auf Grund einer Misskommunikation meinerseits. Nachdem ungefähr 1/3 meiner Sachen in meinem zukünftigen Zimmer waren, konnten wir die Wohnung nicht mehr betreten. Was nun tun? Wohin mit dem ganzen Zeug, welches letztendlich doch mehr war, als ich ursprünglich dachte? Mein innerer Stresslevel stieg. Ich hatte keine wirkliche Lösung. Konnte ich die Helfer fragen, ob ich das Zeug bei ihnen zwischenlagern könnte? Hatte ich noch andere Optionen? Ich hätte mich doch schon früher bei meiner ehemaligen Arbeitskollegin melden sollen, dann hätte ich sie anrufen können. Aber so plötzlich aus dem Nichts ging das nicht. Ich überlegte, ob ich das E-Piano einfach ins Treppenhaus stellen sollte oder ob ich die eine Nachbarin, die in der angrenzenden Wohnung lebte, fragen sollte, ob ich es zu ihr stellen kann. Es ging mir durch den Kopf einfach alles an die Straße zu stellen. Mich von den materiellen Dingen zu befreien, welche mein Leben beherrschten. Aber letzteres ging nicht, da mir das Sofa und der Sessel technisch gesehen nicht gehörten. Mein innerer Frustrationslevel stieg. Letztendlich fand  einer meiner Helfer etwas Platz unter einer Treppe. Nachdem dieser Ort voll belegt war, gab es da aber immer noch das Sofa, den Chefsessel, das E-Piano, meinen Computer und einen Monitor. Das Sofa kam dann irgendwo im Treppenhaus unter. Hochkant in eine Ecke gestellt. Ich fragte einen meiner Helfer, welcher in der Nähe wohnte, ob ich den Chefsessel, den Computer und den Monitor bei ihm unterbringen könnte. Er bejahte dies. Blieb noch das E-Piano. Dann sah ich zwei Nachbarn und fragte diese, ob ich es bei ihnen zwischenparken könnte. Durfte ich. Im Keller. Dort steht es nun. Ich fragte mich, wo nur mein Jutebeutel, in den ich meine Wechselkleidung für den nächsten Tag gesteckt hatte, hingekommen sei. Irgendwo zwischen den Sachen unter der Treppe, hoffte ich. Ich suchte kurz ergebnislos und schrieb ihn vorerst ab.
Alles war einigermaßen verstaut, untergebracht, geparkt und ich auf dem Weg, den Transporter zurückzubringen. Mein innerer Entspannungslevel stieg. Ich gab den Transporter ab und begab mich auf den Weg zum Hauptbahnhof. Mit der S-Bahn und zweimal umsteigen. Das hört sich im ersten Moment stressig an, doch nachdem die erste Bahn nach Erbrochenem roch, war ich für den Wechsel dankbar. Ich suchte in meiner Umhängetasche nach meinen Kopfhörern, um mich mit Musik vom Geruch abzulenken, und fand keine. "Jutebeutel.", schoss es mir kurz durch den Kopf. Nun ja, dann sollte es wohl ohne Musik zum Hauptbahnhof weitergehen. Dort angekommen stand ich dann vor der Wahl, entweder schnell zum Gleis zu eilen, um einen Zug zu bekommen, der mich nach Hamburg bringt, um dann eventuell zu einem anderen Zug zu eilen, der mich nach Bremen bringt, oder eine Stunde in der DB-Lounge zu verbringen, bei Tee und WLan, um dann eine Direktverbindung zu nehmen. Wieso Bremen? Am nächsten Tag stand noch meine Wohnungsübergabe in der alten Wohnung an. Ich entschied mich für eine ununterbrochene Fahrt.
Da war ich nun im ICE mit Direktverbindung und auf dem Weg zurück von der Toilette kramte ich, wie man das so tut, in meiner Hosentasche. Na und was finde ich da? Meine Kopfhörer. Wer braucht schon Jutebeutel? Haha. Jutebeutel. Hahahaha ...
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